Obwohl es Hinweise gibt, daß die  Diñ – Familie  bereits vor 1390 in  der Schweiz ansässig war,  möglicherweise in Dokumenten  des Pastors Olivier, die uns aber  noch nicht zugänglich sind, können  wir heute mit  grosser Wahr- scheinlichkeit  annehmen,  daß unsere Fa- milie aus dem  Savoyen, Italien  oder Spanien,  besser gesagt  aus dem Mittelmeerraum eingewandert ist.
Woher? La ruta de ‚perfectos‘?
Blick zurück im Zorn Die Gründe, warum David Dindt seine Heimat verließ, sind uns bis heute unbekannt. Zuerst begegnen wir ihm an Ostern 1661 in Schriesheim, wo er sich als Kommunikant der reformierten Gemeinde anschloss. Hier waren nach dem dreissigjährigen Krieg eingewanderte Schweizer als Bürgermeister einflussreich tätig. 1666 heiratete er in Seckenheim Ottilie Quantz, die Tochter des Bürgermeisters und besaß bereits wieder Land. Offenbar war er am Ende des schweizer Bauernkrieges von 1653 nicht arm in Seckenheim angekommen, im Gegensatz zu vielen schweizer Bauern, die Hab und Gut nach dem 30jährigen Krieg verloren hatten als der Preis für Naturprodukte wie Weizen und Korn massiv gesunken war. Viele Bauern waren durch frühere Landankäufe verschuldet.    In der Liste der schweizer Einwanderer in den Kraichgau, in der auch die Region am unteren    Neckar erfasst wurde, suchen wir die Namen Ding-Dind-Din vergeblich. A. Pertsch , Mitglied des    Metzeler Kreises Heidelberg, äusserte mir gegenüber vor Jahren, daß David Dind den    Auswanderer-Treck anführte.Vor 30 Jahren hatte dies bereits mein Lehrer Prof. F.Linder, dessen    Vorfahren ebenfalls schweizer Einwanderer (um 1660) in die Umgebung von Bad    Dürkheim/Pfalz waren. Er erwähnte, dass unsere Familie aus dem Mittelmeerraum stammen    würde. Seine Familie besaß in der nahen Pfalz ein grosses Weingut und er zeigte mir die fast 3m    hohen kunstvoll geschnitzten Fasskronen, die die Außenwände seines Hauses in Heidelbergs Krehlstrasse zieren.
Pioniersgeist, Liebe zur Freiheit, Treue im Glauben  und Liebe zur Heimat: My Heart is in the Highlands, my Heart is not here.
Wohin? La ruta de los“hombres buenos”?
Obwohl wir die Listen der schweizer Einwanderer in Bad Dürkheim fanden, blieb unsere Suche nach dem dokumentierten Weg der einwandernden Ding-Familie jedoch auch hier ergebnislos. Warum? Wollte David Dindt überhaupt einwandern oder blieb er einfach nur hängen? Wo ist sein Grab? Wo der Eintrag seines Todes im Kirchenbuch? Wir finden ihn in Saint Cierge. Kehrte der verlorene Sohn heim in den Schoss der Familie, um in der Heimat zu sterben?    David Dindt und seine Familie jedoch waren nur wenige Jahre des Friedens und des Wohlstands beschieden. Bereits 1674 rückten französische Truppen in der Pfalz ein, da der Kurfürst Karl Ludwig sich weigerte den französischen König Ludwig XIV. im Kampf gegen Kaiser und Reich zu unterstützen. Wieder wurden die Fluren zerstampft, Vorräte geraubt, Dörfer und Städte verbrannt. Im Oktober 1688 fiel Heidelberg erneut in die Hände der Franzosen und nach dem Prinzip der verbrannten Erde wurden Stadt und Land, auch die Dörfer am unteren Neckar in Schutt und Asche gelegt. Unschuldige Menschen wurden zerschossen, zerhauen und zerfetzt, Hände, Finger, Ohren und andere Glieder abgeschnitten, Mädchen und selbst schwangere Frauen auf offener Straße vergewaltigt. Auch 1690-1694 mußte ständig Quartier bereit gestellt werden, eine schwere Belastung, ob für Freund oder Feind. Bis 1698 war die Bevölkerung auf ein Drittel dezimiert, die Felder verwüstet. Als  Kurfürst  Karl III. Philipp (1716-1742) an die Macht kam, rekatholisierte er das Land. Aber schon vorher (um 1703) nahm die Regierung (Stift Neuburg) den Protestanten die verpachteten Kirchenäcker weg, trotz der zugesagten Privilegien des Bergsträsser Recess von 1650 machte sie auch vor David Dindt nicht halt(1706). 1684 sagte  W. v. Reck, daß die Protestanten, diese „halsstarrigen Gesellen“ und „Principal-Uffwickler“ exstirpiert werden müssten. Seitdem wissen wir nichts mehr von ihm, keine schriftliche oder mündliche Überlieferung erzählt von seinem Ende. Wen wundert es da, dass Christoph Ding mitte des 18. Jahrhunderts Auswanderungswillige um sich sammelte, um im Braunschweigischen einen Neubeginn zu wagen. In der Ding’schen Familienchronik, herausgegeben 1995 berichtet Richard Ding ausführlich darüber, auch über die ehrgeizigen Pläne Wein, Tabak, Spargel und Baumwolle anzupflanzen, aber auch über die lange Durststrecke dieses steinernen Weges. Bitte dort nachlesen! Auch der 7-jährige Krieg (1759-1766) hat die Kurpfalz nicht verschont. Eine neue Auswanderungswelle war die Folge: nach Dänemark (Kartoffeldeutschen), nach Russland (die „Wolgadeutschen“), nach Österreich-Ungarn und die Bukowina, nach England, wo es auch heute noch in Petersborrough 19 Dingfamilien gibt, die nicht mehr wissen, woher sie kamen. Wenig bekannt ist, daß es 1795 vor den Toren Heidelbergs erneut zu einer Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern kommt, Mannheim war bereits zerstört. Die Verluste der Franzosen allein beliefen sich auf 1000 Tote und 500 Gefangene. 1799 standen die Franzosen wieder im Land und die linksrheinische Pfalz wurde an Frankreich abgetreten. Es folgten die napoleonischen Kriege bis 1815 mit dem Durchzug des russischen Heeres durch die Kurpfalz und Hessen. Mit dem Beginn des Industriezeitalters öffnete die Dampfschiffahrt den Weg in die garantierte Freiheit und den Wilden Westen der USA. New York war das Tor zur freien Welt und Pennsylvanien, Mississipi und  Dakota waren die Ziele der Ding-Familien. Insbesondere die Einführung des Militärdienstes, die Auflösung der Paulskirche und damit die Zerschlagung des demokratischen Gedankens trieben die junge enttäuschte Generation aus der Heimat in die weite Ferne, die schließlich nach der Gründung des preußischen Reiches 1870 und dem von Bismarck angezettelten Kulturkampf  wie im Gefängnis vorkamen. Viele Auswanderer mußten dieses Wagnis mit dem Leben bezahlen. So meldete das Schwetzinger Wochenblatt von 1866 die Sterberate der Überfahrt in das gelobte Land: Die „England“ verlor 309 von 1218 Passagieren (25%), die „Virginia“ 124 von 1043 Passagieren (12%), die „Liverpool“ 65 von 434 (15%), die „Peruvian“ 114 von 785 (15%), die „Johannis Martins“ 18 von 113 (16%) Passagieren, 19 Schiffe lagen nach der Ankunft in Quarantäne. Gottfried Mittelberger beschrieb in seinem Buch über das jammervolle Elend, das sich in der Regel auf den Schiffen abspielte. Die Dingfamilien ließen sich dadurch nicht abschrecken. 1990, 1995 und im Jahr 2000 haben sie uns ihre biblische Leidensgeschichte erzählt.
Der Verlust der Freiheit, der Rechte, des Glaubens, der Ehre und Würde führen zum Verlassen der Heimat